Interview mit Alexander Tscherkassov, Vorsitzender des Menschenrechtszentrums Memorial vor seiner Zwangsauflösung

 

Nachstehend folgt ein Interview, das Olga Nadezhdina für die Novaya gazeta. Baltija mit Alexander Tscherkassov geführt und im April veröffentlicht hat.


Vor zwei Jahren wurde in Russland nach Gerichtsbeschluss das Menschenrechtszentrum Memorial liquidiert. Zuvor hatte das Oberste Gericht bereits endgültig die Internationale Gesellschaft für historische Aufklärung und Menschenrechte Memorial auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft aufgelöst. Aber trotz aller Versuche der russischen Behörden, Memorial aus dem Verkehr zu ziehen, gelang es der Organisation, sich neu aufzustellen und die Arbeit unter neuen Bedingungen fortzusetzen. Wir sprachen mit Alexander Tscherkassov, ehemaliger Vorsitzender des liquidierten Menschenrechtszentrums Memorial darüber, wie man heute in Archiven arbeiten kann, was aus den Aufklärungsprojekten von Memorial wird und wie das ist: Held von Geschichten zu werden, die man selber sein Leben lang erforscht hat.

„Das wird sich niemals aus meinem Gedächtnis und meinem Herzen auslöschen lassen.“

 

Andrij Didenko

 

Natalija und Iryna Ostapovska wohnen im Dorf Krasna Hirka. Als Mutter und Tochter ihre Geschichte erzählen, können sie ihre Tränen nicht zurückhalten. Vor ihren Augen hat eine Rakete ihr Haus, ihre Tiere und ihren liebsten Menschen vernichtet – ihren Vater und Ehemann. „Wir dürfen im Gedenken an die Umgekommenen nicht aufgeben und müssen weiter gehen bis zum Sieg“, sagen die Frauen trotz des Kummers, den sie bis heute nicht überwunden haben.

 

Zur Geschichte des Hauses Slovo (Wort) - einer Residenz für ukrainische Schriftsteller in Charkiv, die Ende der 1920-er Jahre gebaut wurde. Die meisten ihrer Bewohner wurden in den 1930-er Jahren Opfer der Säuberungen

 

Iryna Skatschko

 

Ihre Ukrainisierung - das ist eine Methode, uns alle, die Ukrainer, zum Vorschein zu bringen und uns dann alle zu vernichten, damit auch von unserem Geist nichts mehr übrig bleibt…“

Mykola Kulysch: „Myna Mazajlo“

 

…Das ruhige Zentrum Charkivs. Auf dem Platz neben dem grauen, vierstöckigen Bau fegt ein Hausmeister versonnen die abgefallenen Fliederblüten weg. Im Sandkasten liegt Spielzeug herum. Einige Fenster sind mit Sperrholz vernagelt, irgendwo unter den Mauern liegen Glasscherben herum, die Spuren der jüngsten Angriffe auf das Stadtzentrum. Auf den ersten Blick würde man nicht sagen, dass dieses Haus das Museum der ukrainischen Erschossenen Renaissance hätte werden können. 

Memorial International und das Wissenschaftliche Zentrum für Information und Aufklärung (NIPC) MEMORIAL reichen Beschwerde beim Verfassungsgericht gegen die Beschlagnahmung ihrer Räumlichkeiten ein.

 

Memorial International und das Wissenschaftliche Zentrum für Information und Aufklärung (NIPC) MEMORIAL haben am 23. Mai beim Verfassungsgericht Klage gegen die Entscheidung eingelegt, das Memorial-Gebäude am Karetnyj Rjad an den russischen Staat zu übergeben.

„Solange das Böse nicht als böse bezeichnet wird, sehe ich keinen Weg zur Versöhnung.“

 

Andrij Didenko

 

Ein Massengrab an der Kirche des Heiligen Ersten Apostels Andreas wurde zur letzten Ruhestätte für Ukrainer, die Opfer der russischen Aggression wurden. Derzeit befindet sich auf dem Territorium der Kirche eine Installation mit den Namen von etwa 500 getöteten Menschen. Wie können Zwietracht und Hass überwunden werden und ist es überhaupt möglich, sie zu überwinden? Wir sprachen mit dem Kirchenvorsteher, dem Erzpriester Andrij Halavin.

„Er hat dazu aufgerufen, den Kreml in Brand zu stecken.“ - Theaterregisseur wegen eines Kaugummipapiers des Terrorismus beschuldigt

 
Ivan Stanislavskyj

 

Anatolij Levtschenko ist ein bekannter Theaterregisseur aus Mariupol. Am 20. Mai 2022 wurde er von den Besatzern wegen seiner pro-ukrainischen Einstellung verhaftet. Man beschuldigte ihn, zu Hass, Extremismus und Terrorismus aufgestachelt und sogar dazu aufgerufen zu haben, den Kreml anzuzünden, weil er bei Facebook ein Kaugummipapier der Marke „Liebe ist...“ gepostet hatte.

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