Am 25. Juni verurteilte ein Militärgericht in Rostov am Don den 35-jährigen Ukrainer Jaroslav Zhuk zu 14 Jahren Strafkolonie im strengen Vollzug, von denen er die ersten vier Jahre im Gefängnis verbüßen muss.

Er wurde eines „internationalen Terrorakts“ bezichtigt. Ursprünglich waren sogar 27 Jahre Haft beantragt worden.

Im Juni 2022 hatten russische Truppen Jaroslav Zhuk in der Nähe seiner Wohnung im besetzten Melitopol (Gebiet Zaporizhzhia) entführt. Er wurde massiv gefoltert, mit Elektroschocks (an Genitalien, Ohrläppchen und weiteren Körperteilen), mit Gasbrennern (an seinen Füßen), Schlägen und Essensentzug. Schließlich war er bereit, alles Erdenkliche zu unterschreiben und den obligatorischen „Video-Auftritt“ mit dem Schuldbekenntnis zu liefern, demzufolge er einen Anschlag auf die Direktorin der Bildungsabteilung verübt habe.

 


Screenshot aus dem erzwungenen Video mit Zhuks Schuldbekenntnis. Quelle: https://khpg.org/en/1608813785


Erst danach, etwa sechs Wochen nach seiner Entführung, kam er offiziell nach Simferopol auf die Krim in Untersuchungshaft. Im März 2023 wurde er nach Rostov am Don verbracht.

Gegen das Urteil vom 25. Juni wird vermutlich Berufung eingelegt, wenn auch ohne Aussicht auf Erfolg. 

 

Es folgt Jaroslav Zhuks Schlusswort  vor Gericht:

"Ich möchte sagen, dass Sie genau wissen und verstehen, dass es sich hier um ein fabriziertes Verfahren handelt. Das ist nicht nur für meinen Verteidiger, sondern ebenso für alle hier Anwesenden offensichtlich.

Ich habe sehr oft den Satz von der 'Störung der friedlichen Koexistenz der Völker' gehört. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass ich mit Ihnen Russisch spreche. Meine Frau spricht Russisch, mein Sohn spricht Russisch, die ganze Familie tut es. Wir wurden deswegen in keiner Weise behelligt oder benachteiligt, unsere Rechte wurden nicht eingeschränkt, wir hatten niemals Konflikte mit der ukrainischsprachigen Bevölkerung. Wir haben bis zum 24. Februar 2022 friedlich zusammengelebt, bis russische Raketen bei uns einschlugen. Wir haben uns vor diesen Raketen in Kellern versteckt. Dann kamen wir aus den Kellern heraus und begruben unsere Nachbarn, und kehrten wieder in die Keller zurück, um Schutz vor russischen Raketen zu suchen.

Sie haben uns den Krieg gebracht und verurteilen uns jetzt dafür, dass wir uns verteidigen und bezeichnen uns als Terroristen. Ihre bewaffneten Landsleute sind in mein Haus eingedrungen. Sie haben meinen minderjährigen Sohn, der behindert ist, seiner Mutter weggenommen, und über dem Kopf meiner Frau haben sie ein Magazin von Patronen abgeschossen. Wer von uns ist hier ein Terrorist?

Und nach all dem bezeichnen Sie mich als Terroristen, weil ich meine Pflicht als Bürger erfüllt habe. In meinem Land wurde der Kriegszustand erklärt. Ich konnte einfach nicht still sitzen und schweigend zusehen, wie Ihre bewaffneten Landsleute in meiner Stadt alle gesetzlichen Grundlagen zerstören. Ich habe meine Pflicht als Bürger erfüllt. Das ist alles, was ich sagen wollte."

30. Juni 2024

 

 

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