MEMORIAL Deutschland trauert um einen Kollegen und langjährigen Freund

 Am 11.Mai 2024 ist Alexander Kalich, der Gründer und langjährige Vorsitzende von Memorial Perm und Mitgründer von Memorial Israel in Afula in Israel verstorben.

 


Alexander Kalich. Foto: Irina Flige

 

Alexander Kalich wurde im April 1941 in Cherson – der Ukrainischen SSR – geboren.

Glücklicherweise wurde er noch rechtzeitig, bevor die deutschen Truppen anrückten, nach Kasachstan evakuiert, was für ihn als Juden lebensrettend war.

In Sverdlovsk (heute Jekaterinburg) studierte er Journalistik und arbeitete danach in verschiedenen Zeitungen, vor allem in Perm. 

Er stand an den Ursprüngen der Memorial-Bewegung – so nahm er an einer der Gründungskonferenzen im Jahre 1987 in Moskau teil und gründete den Memorial-Verband in Perm, den er bis 2010 leitete. Bis 2018 war er Mitglied im Vorstand von Memorial International sowie des russischen Dachverbands Memorial Russland.

 

Alexander Kalich. Foto: Maria Gorbatsch

 

2019 zog er mit seiner Frau nach Israel. Auch dort ergriff er – trotz Krankheit - sofort wieder die Initiative: Er wurde Mitgründer des dortigen Verbands von Memorial. 

Seit Beginn der 1990er Jahre engagierte er sich in zahlreichen Projekten, die sich mit der sowjetischen Vergangenheit auseinandersetzten und sie dokumentierten. Er war einer der Gründer der Gedenkstätte Perm 36, die auf dem Gelände des Lagers für politische Gefangene entstanden war und deren „feindliche Übernahme“ durch den Staat er etwa zwei Jahrzehnte danach erleben musste. Seit 2008 wirkte er an der Internet-Plattform stopgulag.org mit, einer umfangreichen Datenbank zur Geschichte der sowjetischen Verfolgungen im Gebiet Rjasan.

 

Alexander Kalich mit seiner Frau Irina Kizilova in Perm 2005. Foto: Sebastian Prieß

 

Er verstand es, die jüngere Generation für die Arbeit von Memorial zu gewinnen. Es ist kein Zufall, dass gerade in Perm ein eigener Jugendverband von Memorial entstand, an dessen Arbeit er maßgeblich mitwirkte (der Verband löste sich 2016 auf, um der drohenden Gefahr einer Registrierung als „ausländischer Agent“ zu entgehen). Kalich initiierte zahlreiche Programme mit Freiwilligen, darunter die Sommer-Expeditionen „Flüsse der Erinnerung“ zu entlegenen und nur im Sommer zugänglichen ehemaligen Standorten von Lagern und Lager-Friedhöfen. 

Alexander Kalich hatte zahlreiche Kontakte zu zivilgesellschaftlichen Organisationen im Ausland, natürlich auch zu den damals bereits bestehenden Memorial-Verbänden wie MEMORIAL Deutschland, nicht zuletzt, weil Memorial Perm zu den Organisationen gehörte, in denen jährlich Freiwillige aus dem Ausland arbeiteten. Viele von ihnen kamen aus Deutschland und blieben danach mit Alexander freundschaftlich verbunden.

 

Links: Alexander Kalich mit Manu Putz und Irina Raschendörfer von Memorial Deutschland (2007), rechts: Alexander Kalich mit Sebastian Prieß und seiner Tochter (2007). Fotos: Sebastian Prieß

 

21. Mai 2024

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