Der vierzigjährige Oppositionelle Anatolij Beresikov ist in einer Haftanstalt in Rostov am Don ums Leben gekommen. Seine Anwältin Irina Gak geht davon aus, dass er bei Folterungen getötet wurde.

Grund für seine Inhaftierung war vermutlich, dass Beresikov in der Stadt Flugblätter des ukrainischen Projekts „Ich möchte leben“ verbreitet hatte. Ziel des Projekts ist es, russische Soldaten dabei zu unterstützen, sich in Gefangenschaft zu begeben.

Nach einer Haussuchung, die ohne die erforderlichen Dokumente vorgenommen wurde, wurde Beresikov festgenommen und wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu zehn Tagen Ordnungshaft verurteilt. Beresikov berichtete schon zu diesem Zeitpunkt von Misshandlungen, ihm seien Rippen gebrochen worden. Nach Ende der Haftzeit wurde er nicht freigelassen, sondern erneut wegen Rowdytums verurteilt – was sich zehn Tage nach nochmal wiederholte (diesmal mit einem Urteil zu 15 Tagen Haft).
Beresikov hatte seiner Anwältin bei ihren Besuchen von Misshandlungen und Drohungen berichtet – man habe ihn u. a. mit dem Tode bedroht und damit, ihn in den Krieg zu schicken. Mitarbeiter der Polizeiabteilung Nr. 4 hätten ihn aus der Stadt herausgebracht und mit Elektroschocks gefoltert. Man versuchte ihn dazu zu bringen, auf anwaltliche Unterstützung zu verzichten.

Seine Anwältin Irina Gak hat die Folterspuren (der Elektroschocks) fotografisch festgehalten. Als sie ihren Mandanten am Tag darauf, am 14. Juni, aufsuchen wollte, erzählte man ihr, er sei nicht da.

Danach entdeckte sie ein Sanitätsfahrzeug im Hof der Haftanstalt und konnte beobachten, wie die Beresikovs Leiche eingeladen wurde.

Auf Anfrage wurde Ovd-Info in der Haftanstalt mitgeteilt, Beresikov habe Suizid begangen.

15. Juni 2023

 

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