"Letzte Adressen" werden demontiert


Immer mehr wird versucht, das jahrzehntelange Wirken von Memorial im Sinne einer Aufklärung über die sowjetische Vergangenheit rückgängig zu machen und zu annullieren.

Ziel ist nicht mehr Aufklärung über die Geschichte, sondern eine Verklärung der Vergangenheit. Waren es früher einzelne Trupps, die Gedenktafeln an „Letzten Adressen“ (politisch Verfolgter und zum Tode Verurteilter) immer wieder abmontierten (z. B. in Jekaterinburg), so nimmt das jetzt immer mehr organisierten systematischen Charakter an. In Telegram-Kanälen aus Moskau tauchen regelmäßig Berichte und Fotos von abmontierten und herausgerissenen Gedenktafeln auf.

So sind kürzlich vier Gedenktafeln in der Bolschaja Ordynka entfernt worden – von Sergej Morosov, Michail Kapzov, Karl Strautin und Venjamin Silberminz. Alle waren in den 1930-er Jahren hingerichtet und nach Stalins Tod rehabilitiert worden.

 

Eine weitere Gedenktafel wurde in der Oserskaja Naberezhnaja demontiert - sie erinnerte an Alfred Pal, der 1937 hingerichtet und 1956 rehabilitiert worden war.



Zwei Tafeln verschwanden in der Sadovnitscheskaja uliza - sie waren Michail Schliosberg und Grigorij Glubokin gewidmet.


Foto: Telegram-Kanal Sota


In der Novokusnezskaja wurden fünf Tafeln entfernt - für Jakov Ljandau, Fritz Dinsberg, Wilhelm Svjatik, Leo Auschpiz und Adam Schiprovskij. Sie waren 1937 bzw. 1938 hingerichtet worden. Zwischen 1956 und 1959 wurden sie rehabilitiert.

Fotos: Telegram-Kanal yakimanca

Hier Fotos von den Tafeln nach ihrer Anbringung:

 

 Fotos: Aleksandr Sorokin

An einem weiteren Standort (Ananevskij pereulok) waren vier Gedenktafeln abmontiert, aber am 25. Dezember 2022 wieder ersetzt und um eine zusätzliche ergänzt worden. Sie alle wurden allerdings bereits nach vier Stunden, nachdem es dunkel geworden war, erneut entfernt.

Allein am heutigen 3. Juni wurden (mindestens) elf weitere Tafeln abmontiert, darunter die, die dem Philosophen Gustav Spet gewidmet war.

 

3. Juni 2023

 

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