Pressemitteilung zur Diffamierung unserer Moskauer Memorial-Kollegen

In den letzten Tagen wurden 2000 russische Nichtregierungsorganisationen mit Überprüfungen seitens der russischen Staatsanwaltschaft, des Justizministeriums und der Steuerbehörden überzogen. Auch das Moskauer Büro der Internationalen Gesellschaft Memorial ist davon betroffen. Dabei drang gestern auch ein Fernsehteam von NTV in die Räume von Memorial ein und versuchte, ein Live-Interview mit Oleg Orlov, einem der führenden Mitarbeiter des Menschenrechtszentrums von Memorial, zu erzwingen.

Kurz darauf wurde von NTV ein diffamierender Beitrag über Memorial ausgestrahlt, der suggerieren soll, dass die Organisation illegal handele und im Auftrag des Auslands tätig sei.

Memorial Deutschland ist empört über diese Verleumdungskampagne. Dass unsere russischen Kollegen im Dienst fremder Mächte stehen sollen, ist eine absurde Phantasie, die an das konfrontative und isolationistische Denken aus Zeiten des Kalten Krieges erinnert.

Die Gesellschaft Memorial ist eine unabhängige Bürgerrechtsorganisation. Internationale Geldgeber beteiligen sich zum Teil finanziell an ihren Projekten, um ihre hervorragende Aufklärungs-, Bildungs- und Sozialarbeit zu unterstützen. Die Arbeit ist transparent und wird regelmäßig von den russischen Finanzbehörden überprüft. Auch Memorial Deutschland führt zusammen mit den russischen Kollegen Projekte durch.

Diese gemeinsame Projektarbeit hat nichts mit Fernsteuerung zu tun, sondern beruht auf partnerschaftlichem Miteinander in einer immer enger zusammenrückenden Welt. Die russischen Machthaber und die ihnen nahe stehenden Medien bedienen sich alter Feindbilder. Sie ignorieren, dass seit der Zeit der Perestroika internationale Freundesbeziehungen auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens entstanden und gewachsen sind. Die Menschen lassen sich nicht mehr in nationale Grenzen einsperren, sie sind frei in der Wahl ihrer Freunde und Partner.

Gleichzeitig legt die politische Elite, verwoben mit dem neuen russischen Unternehmertum, ihre Reichtümer in ausländischen Steueroasen an und gibt dies sogar, wie die aktuelle Zyperndebatte zeigt, öffentlich zu. Memorial Deutschland empfiehlt den russischen Vermögenden, ihre Mittel im eigenen Land zu investieren, beispielsweise in unabhängige historische und politische Bildungsarbeit und in die Sozialsysteme. Dann könnten sich ausländische Stiftungen und Vereine auf die rein inhaltliche Zusammenarbeit mit ihren russischen Partnern beschränken.

Der Vorstand
22.3.2013
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