Der Deutsch-Russische Austausch und MEMORIAL haben im Dezember 2007 den Aufbau eines Bildungszentrums im Bezirk Prigorodnyj von Nordossetien (Nordkaukasus) begonnen. In dem ländlichen Bezirk, zwischen Vladikavkas und Inguschetien gelegen, kam es 1992 zu einem kurzen, blutigen Bürgerkrieg, einer Spätfolge der willkürlichen Grenzveränderungen 1934 durch Stalin. Über 50.000 Inguschen wurden vertrieben, erst ab ca. 2001 konnten sie langsam zurückkehren. Bis heute wohnen noch Flüchtlinge in Lagern. Im Bezirk Prigorodnyj ist mehr als die Hälfte der Menschen arbeitslos. Der ethnische Konflikt schwelt weiter - er äußert sich immer wieder in Gewalttaten, vor allem aber im angespannten Alltagsgeschehen. Inguschen und Osseten leben in verschiedenen Dörfern oder sogar innerhalb eines Dorfes separiert in verschiedenen Straßen, die Kinder gehen fast überall in getrennte Schulen. Ziel von MEMORIAL und DRA ist es, in Kursen zur Gründung von Kleinstunternehmen, die für Inguschen und Osseten gemeinsam angeboten werden, den Menschen eine neue Perspektive zu geben - und zugleich die Spannungen zwischen den Volksgruppen zu verringern.
Videofilme mit Schülern und weitere Projekte
Für die ossetischen und inguschischen Kinder in den separat unterrichtenden Schulen der Siedlungen Tschermen und Tarskoje ist im Sommer 2010 ein Videowettbewerb organisiert worden. Die Videos standen unter einem besonderen Motto - unter dem Titel "Sei Gast bei uns im Dorf" filmen die Schüler ihr Dorf unter dem Aspekt, was sie schön an ihm finden. Später sollten die Kinder aus dem ossetischen und dem inguschischen Dorf sich gegenseitig die Filme zeigen und so die Lebenswelt der anderen ethnischen Gruppe kennenlernen. Die besten Filme wurden von einer Jury ausgezeichnet, die Schüler erhielten Preise.
MEMORIAL Deutschland hat dieses Projekt und inzwischen noch einige weitere Projekte unterstützt.
So wurden im Jahr 2011 Mittel von MEMORIAL eingesetzt, um Lehrmittel sowie technische Hilfsmittel für einige der Schulen im Bezirk Prigorodnyj zu besorgen, mit denen MEMORIAL im Rahmen des Projekts zusammenarbeitet. Außerdem unterstützen wir ein von MEMORIAL veranstaltetes ethnisch gemischtes Jahresendfest für mehrere Schulen aus diesem Bezirk, die im Alltag nur jeweils ossetische oder inguschische Kinder unterrichten. Bei diesem Fest wurden auch Ergebnisse verschiedener von MEMORIAL mit initiierter Schulzirkel vorgestellt - Fotozirkel, Theaterzirkel und andere, so dass sich die Kinder dabei einander auch besser kennen lernen.