Natalja Estemirowa, die Leiterin des MEMORIAL-Büros in Grosny/Tschetschenien, wurde am Morgen des 15. Juli in der Nähe ihres Hauses entführt und noch am gleichen Tag brutal erschossen.
Dieses Verbrechen überschattete auch die deutsch-russischen Regierungskonsultationen am 16. Juli in Oberschleißheim bei München. Bundeskanzlerin Merkel äußerte ihre Empörung und sprach von einem nicht hinnehmbaren Ereignis. Präsident Medwedew, der die Arbeit der Menschenrechtlerin ausdrücklich würdigte, bezeichnete die Tat als Provokation und sagte „rasche und umfassende Aufklärung“ zu.
Der Mord an Natalja Estemirowa wirft erneut ein Schlaglicht auf die Menschenrechtslage und die innere Entwicklung in Russland. Aufbau und Schutz der Menschenrechte müssen ein zentrales Anliegen der Politik sein. Sie sind die Voraussetzung dafür, dass Unterdrückung, Willkür und Ausbeutung in einer modernen Gesellschaft keine Chance mehr haben.
Wir appellieren deshalb eindringlich an den Präsidenten der Russischen Föderation:
Halten Sie Wort.
Lassen Sie dieses Verbrechen auf das Gründlichste untersuchen.
Sorgen Sie dafür, dass die Mörder vor Gericht gestellt werden.
Schaffen Sie mehr Rechtsstaatlichkeit in ganz Russland.
Berlin, den 18. August 2008