Pressemitteilung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)

Mit mit, dieses Archiv solle den Tschetschenen eine
wichtige Grundlage für die juristische und historische Aufarbeitung der
Kriegsverbrechen, für die Einforderung von Gerechtigkeit und gegen das
Vergessen geben.

Die erschütternden Dokumente wurden von dem Verein
Chechen Archive, dem die GfbV-Sektion Schweiz, FriedensFrauen
Weltweit und Reporter ohne Grenzen Schweiz angehören, analysiert und
digitalisiert. Zum Schutz der Zeuginnen und Zeugen ist im Internet
lediglich eine Datenbank mit den wichtigsten Informationen über den
Inhalt der Videos zu sehen; die Videos selbst und sensible Informationen
werden nur auf Anfrage zugänglich gemacht.

Die tschetschenische Menschenrechtlerin Zaynap Gashaeva sowie andere
Menschenrechtsaktivistinnen, Journalisten und Dokumentarfilmerinnen
erfassten und filmten während der blutigen Kämpfe Kriegsverbrechen, die
insbesondere durch die russische Armee begangen wurden, und
Augenzeugenberichte. So zeigen die Videos Interviews mit Zeuginnen,
Soldaten, Journalistinnen und überlebenden Opfern sowie zerstörte Orte.
Darunter sind auch einmalige Aufnahmen der Reporterin Anna
Politkowskaja, die 2006 vor allem wegen ihres Tschetschenien-Engagements
ermordet wurde. Die Aktivistinnen versteckten die Videos über mehrere
Jahre und brachten sie später außer Landes.

Eine systematische Aufarbeitung der Kriegsverbrechen ist zurzeit weder
in Tschetschenien noch in Russland denkbar. Umso wichtiger ist das
Archiv für die historische Forschung und zur Unterstützung von Klagen
der Opferfamilien vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Das Archiv wird dann einen besonderen Dienst erweisen, wenn das
politische Umfeld in Tschetschenien und Russland eine juristische
Aufarbeitung der Kriegsjahre ermöglicht oder eine
Wahrheitsfindungskommission die Verbrechen am tschetschenischen Volk
aufnehmen kann, ist die GfbV überzeugt.

Die Menschenrechtslage in Tschetschenien heute ist geprägt vom
autoritären Regime Ramzan Kadyrows, dessen Wort in Tschetschenien Gesetz
ist. Politische Gegner wurden genauso wie freie Medien oder eine freie
Justiz ausgeschaltet. Menschenrechtler haben keinerlei Raum für ihre
Arbeit, sie setzen sich höchster Gefahr aus. Das belegen aktuelle
Beispiele in dem Kurzmemorandum zur heutigen Situation in
Tschetschenien, das auf www.gfbv.de zu finden ist.

Das Video-Archiv ist ab sofort abrufbar: http://www.chechenarchive.org/

Kontakt: Sarah Reinke, GfbV-Referentin für die GUS-Staaten, Tel. 030 42
80 48 91.

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