Zum Tod von Arkadij Galkin

Am 29. Juli 2017, im Alter von 81 Jahren, verstarb Arkadij Galkin, einer der ersten „Memorialer“ in der Republik Komi und langjähriger Vorsitzender von Memorial Uchta-Petschora.

Arkadij Galkin wurde am 9. November 1935 in Retschiza (Belarus) geboren. Von Beruf war er Geologe. Er studierte am Moskauer Erdölinstitut Geologie und Mineralogie. Nach Komi kam er 1967. Zunächst arbeitete er am Geologie-Institut Komi (einer Filiale der Akademie der Wissenschaften) in Syktywkar, danach in Petschora. 1975 zog er nach Uchta.

Aus beruflichen Gründen war er mit den Arbeiten inhaftierter Geologen in den Lagern von Uchta-Petschora und Uchta-Ishma vertraut. Dies erklärt, dass er 1989 zu den Gründern von Memorial in Uchta gehörte. Er war zunächst Vorstandsmitglied von Memorial Uchta-Petschora und von 1994 bis 2001 Vorsitzender bzw. Ko-Vorsitzender. Der Zusammenschluss mehrerer kleinerer Memorial-Gruppen zu einer Assoziation mit Zentrum in Uchta geht auf seine Initiative zurück. Unermüdlich organisierte er Seminare und Mitgliederversammlungen, um die Arbeit von Memorial-Mitgliedern in verschiedenen Städten und Siedlungen der großen Republik Komi zu koordinieren.

Galkin befasste sich intensiv mit der Lagervergangenheit von Uchta, und er trug viel dazu bei, die Ideen von Memorial in die Öffentlichkeit zu bringen. So war er der Spiritus Rector der regen publizistischen Tätigkeit von Memorial Uchta: 1989 bereits erschien der Band „V nedrach Uchtpetschlaga“ (Im Inneren des Uchta-Petschora-Lagers). Später folgten die Serien „Menschen aus Uchta“ (begonnen 1994 mit dem Buch über den ersten Vorsitzenden von Memorial Uchta Alexej Terentjew) und „Menschen aus dem Uchta-Petschora-Lager“ (erscheint seit 2001), die Monographie über den verfolgten Geologen Iwan Strizhow, daneben zahlreiche Artikel in der Presse. Galkin hatte weitreichende Pläne zur Fortsetzung der Serien. Es bleibt zu wünschen, dass sie realisiert werden.

1990 ging Galkin in den Ruhestand und widmete sich seitdem vollständig der historischen Aufklärung. Er führte Exkursionen zu den Lagern durch, organisierte Schülerwettbewerbe über die Geschichte der politischen Repressionen und veranlasste, dass an Standorten, die mit der „Insel des Archipel GULag in Uchta“ zusammenhingen, Denkmäler und Gedenkzeichen angebracht wurden..

Seit 2001 lebte Galkin mit seiner Familie in Deutschland. Der Kontakt mit Uchta und den dortigen „Memorialern“ riss indes nicht ab, er reiste regelmäßig dorthin, arbeitete an neuen Büchern und Aufsätzen und setzte sich für ihre Publikation ein. Darüber hinaus war er intensiv an einem der wichtigsten Projekte von MEMORIAL Deutschland beteiligt – der Erstellung einer CD und einer Website über das GULAG-System.

Unser Mitgefühl gilt den Verwandten und Freunden Arkadij Galkins. Wir werden sein Andenken bewahren.

Der Vorstand von MEMORIAL International

31. Juli 2017
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