(05.12.2008)
Berlin, 04.12.2008 – MEMORIAL Deutschland e.V. verurteilt die Durchsuchung des Wissenschaftlichen Informationszentrums NIZ in St. Petersburg aufs Schärfste. Das Forschungszentrum, das Teil von Memorial ist, wurde heute Nachmittag von mehreren bewaffneten Personen durchsucht. Dabei wurden wichtige Dokumente und Computer beschlagnahmt. Als offizielle Begründung für den Einsatz der von der St. Petersburger Staatsanwaltschaft angeordneten Aktion wird ein angeblich „extremistischer“ Artikel genannt. Die Internationale Organisation Memorial fordert die umgehende Herausgabe aller beschlagnahmten Materialien.


„Die polizeiliche Durchsuchung unseres Forschungsinstituts in St. Petersburg entbehrt jeglicher Grundlage“, erklärt Marit Cremer vom Vorstand MEMORIAL Deutschland. „Die offizielle Begründung der Staatsanwaltschaft ist mehr als fragwürdig und stellt nur einen erneuten Beleg für die fehlende Rechtsstaatlichkeit in Russland dar. Leider ist das Russland Putins und Medwedews nicht an einer aufgeklärten und kritischen Geschichtsaufarbeitung interessiert.“

 

Am vierten Dezember wurde auf Anweisung der St. Petersburger Staatsanwaltschaft in den Räumen des NIZ der Organisation Memorial St. Petersburg eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Vermummte und mit Gummiknüppeln bewaffnete Personen besetzten das Gebäude und beschlagnahmten die Festplatten sämtlicher Computer, auf denen die Ergebnisse von zwanzig Jahren Forschungsarbeit gespeichert sind. Als Grund für die Durchsuchung wurde nach Aussagen der Staatsanwaltschaft ein „extremistischer“ Artikel genannt, der vor eineinhalb Jahren in der Zeitung „Neues Petersburg“ erschienen ist. Das NIZ beschäftigt sich mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte des stalinistischen Terrors.

 
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