(11.04.2002)
aus dem Russischen übersetzt von Agnes Gilka-Bötzow

Am 7. April 2002 wurde der internationalen historisch-aufklärerischen Menschenrechtsorganisation Memorial der Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschrechte 2002 verliehen. Die vom Lew-Kopelew-Forum gestiftete Auszeichnung erhielt die Organisation MEMORIAL "für ihre Verdienste um die Aufarbeitung der Stalin-Diktatur und ihren Einsatz zum Schutz der Menschenrechte". Bundespräsident Johannes Rau, der den Preis überreichte, bezeichnete MEMORIAL als einen der wichtigsten Pioniere der demokratischen Entwicklung in Russland. "Die Deutschen wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, die ganze Wahrheit über ihre totalitäre Vergangenheit zu sagen. Denn anders kann eine demokratische Erneuerung nicht gelingen.", mahnte Rau.

Fritz Pleitgen, Intendant des WDR, sieht in der Organisation MEMORIAL eine der wertvollsten Errungenschaften der neuen Epoche in Russland, da ihre Hauptaufgabe heute wie in der Vergangenheit der Schutz der Menschenwürde sei. "Memorial untersucht nicht nur die Verbrechen des Totalitarismus, sondern wendet sich auch heute mutig gegen Menschenrechtsverletzungen auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion. MEMORIAL setzt sich dafür ein, dass die Stimmen der Opfer von Menschenrechtsverletzungen bei UNO, Europarat und OSZE gehört und Verbrechen auf die Tagesordnung gesetzt werden", betonte Pleitgen.

Die Vertreter von MEMORIAL bei der Preisverleihung waren A. B. Roginskij (Vorsitzender), E. B. Schemkowa (geschäftsführende Direktorin) und A. J. Daniel (Vorstandsmitglied und Direktor des Programms "Die Geschichte des Andersdenkens in der UdSSR").

A. B. Roginskij erläuterte in seiner Rede den Zusammenhang zwischen dem Kampf des Dissidenten Lew Kopelew und der heutigen Tätigkeit von Memorial und erinnerte an die Aufgaben eines wahren Historikers. Das Wichtigste sei es, die Wahrheit über die Ereignisse der Vergangenheit herauszufinden. Der Historiker muss Fakten sammeln, verifizieren, systematisieren und analysieren, um sie dann der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Aufgaben eines Menschenrechtlers seien im Grunde die gleichen, mit dem einzigen Unterschied, dass sie Ereignisse in der Gegenwart betreffen.

"Der Sinn unserer Tätigkeit liegt im Kampf für Wahrheit und Recht, für eine demokratische Zukunft unseres Landes.", sagte A. B. Roginskij. "Das ist der gleiche Kampf, den jahrzehntelang auch Lew Kopelew mit einer Handvoll gleichgesinnter Dissidenten führte. Wir setzen einfach die von ihm begonnene Arbeit fort. Wir machen weiter unter neuen Bedingungen natürlich, die weit weniger gefährlich aber wahrscheinlich nicht weniger schwierig sind."
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